Fragen und Antworten zu den US-Importzöllen

Seit diesem Monat gelten für viele Handelspartner der USA neue und teilweise deutlich höhere Importzölle. Während die Einnahmen des US-Finanzministeriums bereits spürbar gestiegen sind, bleibt unklar, wer die wirtschaftliche Last letztlich trägt und welche Folgen sich für Unternehmensgewinne, Preise und Inflation ergeben. Verschiedene Einflussfaktoren – von Wechselkursbewegungen bis zu steuerlichen Entlastungen – können die Wirkung der Zölle erheblich verändern und erschweren eindeutige Prognosen. Trotzdem wollen wir eine erste Themenauswahl aufgreifen und dazu ein paar Antworten liefern:

Welche neuen Importzölle gelten aktuell für viele US-Handelspartner?
Für EU-Staaten wurden Zölle von 15 Prozent festgelegt, für die Schweiz 39 Prozent. Diese Maßnahmen folgen auf lange Verhandlungen und betreffen viele Handelspartner der USA.

Wie haben sich diese Zölle bisher auf die Einnahmen ausgewirkt?
In diesem Jahr hat das US-Finanzministerium bislang 128 Milliarden US-Dollar an Zöllen eingenommen – rund 72,5 Milliarden US-Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum.

Warum wirkt dieser Betrag im Verhältnis zum gesamten Importvolumen eher gering?
Bei einem jährlichen Importvolumen von knapp 3,5 Billionen US-Dollar fällt der Betrag vergleichsweise klein aus, da etwa ein Drittel der Importe aus Mexiko und Kanada stammen. Durch das Freihandelsabkommen USMCA sind diese weitgehend zollfrei. Der effektive Zollsatz liegt für Kanada bei 2,4 Prozent und für Mexiko bei 4 Prozent. Für alle US-Importe zusammen beträgt der effektive Zollsatz derzeit etwas über 9 Prozent.

Wer trägt letztlich die Kosten der Zölle?
Zwar wird der Zoll technisch vom Importeur entrichtet, die wirtschaftliche Last kann jedoch beim Importeur bleiben, an ausländische Produzenten weitergegeben oder über höhere Preise an Endkunden übertragen werden. Schätzungen gehen von etwa 0,4 Prozentpunkten zusätzlicher Inflation und rund 100 Milliarden US-Dollar Belastung bei Unternehmensgewinnen aus.

Wie verlässlich sind diese Schätzungen?
Die Berechnungsgrundlagen sind unsicher, da sich Handelsabkommen und Zolldrohungen häufig ändern. Zudem hängt der tatsächliche Effekt stark davon ab, wie Unternehmen und Verbraucher reagieren, was derzeit schwer vorhersehbar ist.

Warum sind isolierte Zahlen wenig aussagekräftig?
Selbst wenn feststünde, dass die Gewinne um einen bestimmten Betrag sinken, wäre unklar, von welcher Basis dieser Wert abzuziehen ist oder welchem Kontext er zuzuordnen wäre. Ohne diesen Bezug bleibt die Zahl wenig informativ.

Welche weiteren Faktoren beeinflussen die Auswirkungen der Zölle?
Neben den Zöllen wirken zahlreiche andere Variablen, darunter Wechselkursbewegungen, Investitionen in Künstliche Intelligenz oder steuerliche Impulse. Ein Beispiel ist das „Big Beautiful Bill Act“, das allein in diesem Jahr für etwa drei Viertel der S&P-500-Unternehmen Steuerersparnisse von rund 150 Milliarden US-Dollar bringen dürfte.

Können steuerliche Effekte die Zolleffekte ausgleichen?
Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ist ein Ausgleich möglich, in manchen Szenarien könnten die Steuervorteile die Belastungen durch Zölle sogar übertreffen.

Bedeutet das, dass Unternehmen individuell nicht betroffen sind?
Nein. Auf Unternehmensebene können Zölle und Steuervorteile sehr unterschiedlich wirken. Manche Unternehmen sind stärker von höheren Zöllen betroffen, als sie von Steuervorteilen profitieren, was zu erheblichen Einflüssen auf die einzelnen Unternehmensgewinne führen kann.

Was ist die wichtigste Erkenntnis im Umgang mit solchen Zahlen?
Jede Zahl zeigt nur einen kleinen und unsicheren Ausschnitt der möglichen Entwicklung. Zu glauben, man wisse genau, wie sich die Lage entwickelt, kann trügerische Sicherheit erzeugen.

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