Inflation : Die Gefahr eines Comebacks

Die Inflation in Deutschland ist in dieser Woche auf den tiefsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar nur noch um 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Das ist der niedrigste Stand seit Juni 2021 mit damals 2,4 Prozent.

Was wir schon immer wussten: dass die letzten Meter bei der Inflationsbekämpfung die wahrscheinlich steinigsten werden. Anpassungen von 0,1% sind dann schon signifikante Veränderungen – ob positiv oder negativ. Aber haben wir wirklich das Gefühl, die Inflation ist wieder deutlich zurückgegangen? Beim Einkaufen oder beim Tanken hat man eigentlich noch nicht den Eindruck, hier wieder „günstiger“ wegzukommen. Aber gerade dies sind zwei Sektoren, die für eine sinkende Inflationsrate im Februar sorgten.

Die EZB-Chefin Christine Lagarde warnte, die Notenbank befinde sich zwar „auf dem richtigen Pfad“, habe ihr Inflationsziel aber noch nicht erreicht. Die Sorge der Währungshüter ist durchaus berechtigt – auch ein Inflationsanstieg könnte uns schon bald beschäftigen. Zum einen sind da die geopolitischen Spannungen. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um Kriege handeln.

Auch eine Verteuerung von Handelswegen, wie z.B. häufig befahrene Meeresrouten, sorgt für höhere Inflation. Arbeitskämpfe zwischen Gewerkschaften und Unternehmen bergen ebenfalls Inflationsrisiken. In den vergangenen Monaten sind die Löhne, in Reaktion auf die hohe Inflation, in nahezu allen Ländern der Euro-Zone kräftig gestiegen. Im dritten Quartal 2023 lagen die Tariflöhne um 4,7 Prozent höher als im Vorjahr. Und ein Ende ist hier nicht in Sicht; Arbeitskräfte sind knapp. Und mit dem Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand werden sie noch knapper. Das verleiht den Gewerkschaften Rückenwind in den Tarifverhandlungen.

In Deutschland stehen 2024 Verhandlungen an, unter anderem im Baugewerbe, in der Chemie, der Metallindustrie sowie im öffentlichen Dienst. Insgesamt werden für 8,8 Millionen Arbeitnehmer die Löhne neu ausgehandelt. Die Bundesbank rechnet im Schnitt mit einem Anstieg der Tariflöhne um fünf Prozent. Ähnlich hoch dürften die Tarifabschlüsse in der Euro-Zone ausfallen.

Ein Ausgleich zu den höheren Löhnen könnte ein Produktivitätsschub sein. Leider ist dieser – gerade für Deutschland – nicht in Sicht. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Output je Arbeitsstunde in Deutschland um 0,9 Prozent, in der Euro-Zone um 0,8 Prozent. Für 2024 rechnet die EZB mit einem Anstieg der Produktivität um mickrige 0,4 Prozent. Die Lohnstückkosten dürften daher kräftig steigen – und die Unternehmen veranlassen, die Preise anzuheben.

Das alles führt dazu, dass man die Inflationsmarke in Zukunft neu setzen muss. Während wir heute noch von 2% Inflation als Zielgröße gesprochen haben, könnte sich der Sockel auch schnell auf 3% erhöhen. Das wäre dann unsere neue „Messlatte“, wenn wir über realen oder nominalen Werterhalt sprechen. Sollten die Zinsen in diesem Jahr wieder zurückgehen, kommen wir schnell wieder in die Situation, dass es zwar eine Verzinsung auf dem Konto gibt, diese aber nicht mehr ausreicht, die Geldentwertung abzufangen. Am Ende verliert der Sparer jedes Jahr an Kaufkraft und kann sich für das Kapital, das er heute aus dem Konto hat, in Zukunft keinen VW Passat mehr kaufen sondern muss sich mit einem VW Golf zufrieden geben.

Wir beobachten die Märkte für Sie und wünschen an dieser Stelle ein schönes Wochenende.

Viele Grüße, Ihr Stansch-Team

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