Geld kostet wieder

Jahrelang gab es für Staaten Schulden zu Vorzugskonditionen – und die Schulden sind rasant gestiegen. Jetzt ist damit Schluss. Über Geldpolitik und ihre Implikationen.

180 Milliarden Euro! Was für gewöhnliche Bürger und Bürgerinnen nach sehr viel Geld klingt, war aus Sicht der Eurostaaten ein echtes Schnäppchen: So hoch war die Zinslast für alle Eurostaaten zusammen im Jahr 2021. Im Jahr 2000 lag die Zinsbelastung noch bei 268 Milliarden Euro. Dabei haben sich die Staatsschulden im selben Zeitraum mehr als verdoppelt:  von weniger als 5 Billionen Euro zum Ende der Jahrtausendwende auf 11,7 Billionen Euro Ende 2021. Gleichzeitig ist in dieser Zeit die Durchschnittsverzinsung der Staatsschulden in der Eurozone von rund 5,5 auf 1,5 Prozent gesunken. Mit dem Zinsvorteil ist jedoch inzwischen Schluss, denn durch die rekordhohe Inflation kam es auch bei uns zur Zinswende: Rentierten etwa zehnjährige Bundesanleihen zu Jahresbeginn noch negativ, stiegen ihre Renditen auf zeitweise mehr als zwei Prozent.

 

Mehrkosten zur Kostensenkung

Das geldpolitische Kalkül hinter der jüngeren Zinsentwicklung ist plausibel. Wegen der rekordhohen Inflation erhöhen die Notenbanken die Zinsen. Denn: Kostet Geld wieder etwas (mehr), dann sinkt die Nachfrage nach Krediten. Und weniger Kreditnachfrage bedeutet gleichfalls eine geringere Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.

Das ist wichtig, weil Lieferengpässe und eine Verknappung des Angebots als eine wesentliche Ursache für den Inflationsanstieg gelten. Mit dieser Geldpolitik sollen sich Angebot und Nachfrage wieder annähern und die Inflation zu niedrigeren Raten zurückkehren. Sie macht also Sinn – auch wenn sie die Wirtschaft erst einmal belastet.

In der Eurokrise, aber auch in der Pandemie taten sich Regierungsvertreter vermeintlich leicht, gigantische Rettungspakete zu schnüren – gab es doch seit Jahrzehnten zinsseitigen Rückenwind. Je größer die Pakete wurden, desto günstiger schien ihre Finanzierung zu werden. Doch die diesjährige Zinswende dürfte auch bei der Fiskalpolitik eine Zeitenwende einläuten: (Neu-) Schulden gibt es nicht länger zum Nulltarif.

Gleichwohl hat die Zinswende für die Staaten zwei Seiten. Einerseits werden zwar steigende Zinskosten zur Ausgabenbelastung. Andererseits steigen die Steuereinnahmen jedoch spürbar an, solange die Inflationsraten hoch bleiben. Und sollten die Inflationsraten deutlich zurückgehen, sind auch wieder niedrigere Zinsen vorstellbar. Denn Geldpolitik ist reflexiv: sie reagiert auf veränderte Bedingungen. Die Ausgabenpolitik der Staaten ist es nicht unbedingt: Sie kann an vergangenen Reaktionsmustern in Krisenzeiten festhalten, solange die Reflexivität der Geldpolitik ihre Schuldentragfähigkeit langfristig gewährleistet.

Die Staaten sollten die Herausforderung annehmen. Altkredite sind (noch) weitgehend niedrig verzinst. Die Inflation lässt die Steuereinnahmen (noch) steigen. Theoretisch – wenn man die vielen Krisen einmal ausblendet – wäre das Umfeld ideal, das Ziel ausgeglichener Haushalte wieder ernsthaft in Betracht zu ziehen und die Staatsschuldenquoten auf niedrigere Niveaus zurückzuführen. Doch vermutlich haben sich Regierungen und Notenbanken schon zu sehr an „billiges Geld“ gewöhnt.

Wir wünschen Ihnen einen schönen 4. Advent!

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

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