Zinsanstiege: Das Ende der Dynamik

In dieser Woche hat die US-Notenbank Federal Reserve {kurz: Fed} wie erwartet den Leitzins um 0,75% erhöht. Zudem folgen am heutigen Freitag wichtige US-Job-Daten und die Zwischenwahlen in den USA stehen am Dienstag an. Viele Spannungsfelder, die berücksichtigt werden müssen und die auch miteinander in Verbindung stehen. Für unsere Strategien bleibt hiervon die Zinspolitik der wichtigste Punkt.

Der Leitzins in den USA bewegt sich aktuell in einer Spanne von 3,75% bis 4%. Seit März hat die US-Notenbank damit den Leitzins um insgesamt 3% erhöht – es ist bereits die sechste Zinserhöhung in diesem Jahr. Die Fed hob in ihrem Statement nach der Zinserhöhung hervor, dass weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation „angemessen“ seien, um den Anstieg der Verbraucherpreise wieder in Richtung des Ziels von 2% zu bekommen. Dabei müssten allerdings die Auswirkungen auf die Wirtschaft bedacht werden. Ein Hinweis, dass es auch künftig Zinsanstiege geben wird – allerdings mit weniger Dynamik und in kleineren Schritten. Da die Inflation in den USA nur langsam zurückgeht, bleibt der Handlungsdruck der Notenbank jedoch hoch: Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt immer wieder bestätigt, mit den Zinserhöhungen so lange fortzufahren, bis die Inflation in den USA wieder unter Kontrolle sei.

Zuletzt lag im September die Inflationsrate in den USA bei 8,2%. Das ist immer noch rund viermal so hoch wie von der Notenbank für die US-Wirtschaft angestrebt. Eine merkliche Abschwächung der Preisdynamik ist trotz der jüngsten Zinserhöhungen bisher nicht zu beobachten. Der Mangel an Arbeitskräften treibt die Löhne zusätzlich in die Höhe und stützt die Inflationsentwicklung. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank {kurz: EZB} hinkt mit ihren Zinserhöhungen der Fed noch hinterher. In der Euro-Zone beträgt das Zinsniveau aktuell 2,0%.

Mit Blick auf die Kongresswahlen am 8. November sind die Verbraucherpreise auch eine Belastung für Präsident Joe Biden und seine Demokraten. Bei den Wahlen könnten die Demokraten ihre ohnehin knappe Mehrheit im Kongress verlieren. Der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, der Arbeitskräftemangel und die hohe Inflation werden die Konjunktur in den nächsten Quartalen weiterhin belasten. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben – oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Einige fürchten allerdings, dass es die Fed übertreibt – und die weltgrößte Volkswirtschaft in eine Rezession steuert.

Fazit: Die Zinsen werden weiter steigen – die Dynamik der Schritte wird allerdings abnehmen. Damit signalisiert die Fed, dass ihr eigentlich die Hände gebunden sind. Die EZB hat deutlich weniger Spielraum als die Fed und wird wahrscheinlich schon früher „bremsen“ müssen. Der Konflikt zwischen Preisstabilität und Rezession wird mit jedem Zinsschritt größer. Sobald die Kapitalmärkte das Signal bekommen, dass die Zinsen ein gewisses Niveau nicht überschreiten können, sehen wir wieder gute Chancen für eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte. Das kann aus unserer Sicht schneller passieren, als man heute vermuten würde.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

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