Der Kampf gegen die Inflation

Die Inflation ist allgegenwärtig und wird immer mehr zu einer zentralen Herausforderung in unserer Zeit. Das bestätigte in dieser Woche auch noch einmal die amerikanische Notenbank FED: In ihrer Sitzung am Mittwoch hat sie nochmal deutlich gemacht, dass sie bereit ist, die Inflation mit steigenden Zinsen zu bekämpfen.  Verschwiegen wird aber regelmäßig, dass die extremen Teuerungsraten auch entstanden sind, weil die Notenbanken den Raum dafür geschaffen haben.

Die Ursache für die enorme und anhaltende Steigerung der Verbraucherpreise hat nämlich auch einen Ursprung in der lockeren Geldpolitik der Notenbanken. Ohne das „günstige“ Geld wäre die jüngste Entwicklung gar nicht möglich gewesen.

Ein gutes Beispiel, das aus unserer Sicht die Situation verdeutlicht, handelt von Reiner Calmund und seinem Mantel: Reiner Calmund, auch Calli genannt, war der legendäre Manager der Fußballmannschaft Bayer Leverkusen. Vielen ist er auch als ein Schwergewicht mit riesigen Anzugjacken bekannt, der vor einiger Zeit dank einer Magen-OP sein Gewicht halbiert hat. Würde er nun jemandem mit Normalgewicht seinen alten Mantel schenken, wäre dieser viel zu groß. Der Beschenkte steht jetzt vor der großen Herausforderung den Mantel passend zu machen. Entweder er müsste zunehmen oder der Mantel müsste passend geschneidert werden. Auf die Notenbanken übertagen bedeutet dies: Inflation rauf oder die Geldmenge verkleinern.

Durch die expansive Geldpolitik der vergangenen Jahre wurde die Geldmenge M2, die im wesentlichen Bargeld, Sichtguthaben und Sparguthaben umfasst, sehr ausgeweitet. Der im Beispiel genannte Mantel wurde immer größer. Durch die inzwischen hohe Differenz zwischen dem Geldmengenwachstum und dem Wirtschaftswachstum ist viel Raum für eine längere Phase hoher Inflationsraten entstanden. Rechnerisch bedeutet das, dass wir uns für die nächsten fünf bis zehn Jahre auf Preissteigerungen von durchschnittlich 3% bis 5% p.a. einstellen müssen. Eine ungewohnte Situation für viele Bürger.

Anlegerinnen und Anleger sollten sich darauf einstellen und Cash- und Anleihebestände, die in einer solchen Phase mit vermutlich steigenden Zinsen strukturell zu den Verlierern zählen werden, nur opportunistisch einsetzen. Sie sollten sich bei der längerfristigen Geldanlage auf erstklassige Unternehmensbeteiligungen konzentrieren. Mit dem Fokus eher auf amerikanische als auf europäische Unternehmen. Denn: die USA ist aus unserer Sicht besser aufgestellt als die Eurozone.

So gilt als ein Argument der starke US-Dollar, der Importe für Amerikaner verbilligt. Auch die Ausgaben für steigende Energiepreise bleiben größtenteils im Land. Zudem fallen sie deutlich niedriger aus als bei uns, da die USA über einige bedeutende Energiefirmen verfügen. Außerdem ist die demografische Situation deutlich weniger angespannt als hier. Und vergessen wir nicht, der US-Dollar-Raum ist nicht aufgeteilt in 19 Länder und Volkswirtschaften wie die Eurozone. Das Mandat und das Pflichtenheft von Notenbankchef Jerome Powell sind viel eindeutiger. Er hat den Kampf gegen die Inflation aufgenommen und wird sich so lange festbeißen, bis wieder ein erträglicheres Niveau erreicht ist.

Dennoch ist es aber auch für die USA nicht so einfach, wie die jüngsten Inflationszahlen zeigen. Die Kerninflation, also die Inflation ohne Berücksichtigung der stark schwankenden Energiepreise, steigt auch dort weiter an. Die Löhne stiegen im Jahresvergleich um 7%. Die befürchteten Zweitrundeneffekte in Form von Lohnanpassungen an die Inflation, haben sich somit in den USA längst eingestellt. Wobei selbst diese Lohnsteigerungen nicht ausreichen, um die realen Kaufkraftverluste auszugleichen.

Anlegerinnen und Anleger müssen das Thema Inflation bei der heutigen Anlageentscheidung sehr hoch gewichten. Wahrscheinlich auch stärker als der derzeitige Krieg in der Ukraine. Auch wenn es manchmal keinen Spaß macht, in Aktien investiert zu sein, bleibt es doch die nahezu einzige Anlageklasse, die überhaupt die Chance hat, die Teuerungsraten in den kommenden Jahren mehr als auszugleichen.

Wir bleiben trotz aller Krisen zuversichtlich. Ein erholsames Wochenende wünscht

Ihr Stansch-Team

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