Wenn Kredite wieder Kosten verursachen

Sowohl in den USA als auch in Europa sind die privaten Schulden in den letzten Jahren gestiegen. Umso größer scheinen die Sorgen, wenn das Zinsniveau nachhaltig nach oben geht. Nicht nur Staaten und Unternehmen kommen dann in die Bredouille – auch Bürger:innen könnten zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Sie können sich ihre Schulden dann einfach nicht mehr leisten – eine klassische Privatinsolvenz droht.

Immobilienkredite sind der mit Abstand größte Schuldenblock der Haushalte. In Deutschland standen sie zuletzt für gut drei Viertel der gesamten Haushaltsschulden. Insofern vermittelt ein Blick auf die Zusammensetzung der Immobilienkredite ein gutes Gefühl für die Zinssensitivität bestehender Haushaltsschulden.

Das Positive vorweg: In Ländern wie Deutschland oder den USA, in denen üblicherweise festverzinsliche Immobilienkredite vergeben werden, sind lange Kreditlaufzeiten die Regel. Beispielsweise hatte in Deutschland knapp die Hälfte aller im Jahr 2021 vergebenen Hauskredite eine Laufzeit von mehr als zehn Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wählten nur rund 30 Prozent der Immobilienkreditnehmer derart lange Laufzeiten. Insofern dürften hierzulande die meisten Eigenheimbesitzer – wenn überhaupt – erst mit einem deutlichen Zeitverzug unter steigenden Zinsen leiden.

Zudem dürften viele Kreditnehmer:innen bei einer anhaltend hohen Inflation von Lohnerhöhungen profitieren. Folglich ist nicht damit zu rechnen, dass die anziehenden Bauzinsen unmittelbar zu einer breitflächigen Be- oder Überlastung bei den deutschen Haushalten führen. Gleiches gilt für die weltgrößte Volkswirtschaft USA. Hier betrug die durchschnittliche Laufzeit bei Kreditabschluss in der Vergangenheit mehr als 26 Jahre. Zudem haben zahlreiche Eigenheimbesitzer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren Altkredit vorzeitig abzulösen – im Februar 2021 beispielsweise handelte es sich bei drei von vier vergebenen US-Immobilienkrediten um eine vorzeitige Refinanzierung eines Altkredits. Somit konnten die Eigenheimbesitzer von den historisch günstigen Zinskonditionen seit Pandemiebeginn profitieren. Für einen 30-jährigen Immobilienkredit mussten US-Haushalte im Zinstief nach Pandemiebeginn durchschnittlich weniger als drei Prozent an jährlichen Zinsen zahlen. Der starke Anstieg der Hypothekenzinsen dürfte daher nur wenige belasten.

Es gibt jedoch natürlich auch Haushalte, die Kredite mit einer Zinsbindung von 5 Jahren abgeschlossen haben. Der Zinssatz auf diese Kredite liegt naturgemäß niedriger als der für langfristige Bindungen. Wer 2018 einen Kreditvertrag mit der kurzen Laufzeit unterzeichnet hat, muss nächstes Jahr neu verhandeln.

Während in den letzten Jahren noch die berechtigte Hoffnung bestand, ggfs. in Zukunft sogar noch etwas weniger Zinsen zahlen zu müssen, kommt langsam die Erkenntnis, dass es sehr wahrscheinlich teurer wird. Im Kontext mit den höheren Nebenkosten kann dann eine Hausfinanzierung auch schnell kippen.

Wer ist nicht geschafft hat, die niedrigen Zinsen zu nutzen, um relativ schnell seine Schuldenberge zu tilgen, wird Probleme bekommen. Und damit ergibt sich wieder eine Parallele zu den Staaten: Die Niedrigzinsen wurden eingeführt, damit die Staaten nach 2008/2009 die Chance hatten, sich im Anschluss an die Wirtschaftskrise wieder solide aufzustellen. Viele Staaten haben dies jedoch anders interpretiert und die günstigen Zinsen für neue Rekordverschuldungen genutzt. Länder wie Italien, die mit 150 Prozent – im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt – verschuldet sind, setzen voll auf die Unterstützung der Zentralbanken. Ob private Haushalte diese Rückdeckung von ihren Banken auch erhalten, muss bezweifelt werden. Natürlich haben die Kreditinstitute auch kein Interesse, Kredite abzuschreiben – dass sie aber in diesem Umfeld auf Einnahmen verzichten werden, halten wir für unwahrscheinlich.

Ziel einer langfristigen Finanzierung sollte es immer sein, die Tilgung möglichst schnell voranzutreiben und sie damit nicht unnötig und kostenintensiv in die Länge zu ziehen. Bis zum Renteneintrittsalter sollte man auf jeden Fall schuldenfrei sein – anders wird es schwierig, bei steigenden Kosten und perspektivisch sinkenden Renten den Ruhestand zu bestreiten.

Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

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