Der Nasdaq-Composite-Index fällt in nur wenigen Monaten um 30 Prozent. Das erinnert an das Ende des Technologie-Hypes im Jahr 2000. Über Parallelen und Unterschiede.
Die amerikanische Technologiebörse Nasdaq fällt in nur wenigen Monaten um 30 Prozent. Erinnerungen an die Jahrtausendwende werden geweckt. Aber ist diese Korrektur mit damals zu vergleichen? Wir möchten die Ereignisse heute mal etwas einordnen.
Viele werden sich noch an das Jahr 2000 erinnern. Getrieben von der Hoffnung auf das alles revolutionierende Internet waren die Kurse an den Börsen weltweit in schwindelerregende Höhen geklettert. Es folgte jedoch ein Absturz, der in die Geschichtsbücher einging – und eine Erholung, die Jahre auf sich warten lassen sollte.
Wiederholt sich nun die Geschichte?
Seit Ende 2021 fallen die Kurse von Technologieaktien, insbesondere die der „kleineren“ Werte. Aber auch die großen, etablierten Technologiekonzerne sind unter Druck: Die Amazon-Aktie notierte zuletzt rund 40 Prozent unterhalb ihrer Höchststände, die Kurse von Microsoft und Alphabet standen rund 25 Prozent tiefer.
Dass ein Vergleich mit dem Crash im Jahr 2000 jedoch „schief“ ist, lässt sich mit einem Blick auf die Kursverläufe belegen: Der Aktienkurs von Amazon ist von 1999 bis 2001 um mehr als 90 Prozent gefallen. Für langfristige Anleger aber viel wichtiger: Amazon ist heute ein anderes Unternehmen als im Jahr 2000 – ein profitables Unternehmen. Im Jahr 2000 vermeldete der damalige Buchhändler einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen konnte erst 2003 die Gewinnschwelle überschreiten und verdiente im vergangenen Jahr 33 Milliarden US-Dollar. Amazon Web Services {kurz: AWS}, der weltweit führende Cloud-Anbieter, macht heute einen Großteil der Gewinne des Konzerns aus. AWS wurde erst 2006 gegründet.
Aktuell gibt es jedoch eine Vielzahl von nachvollziehbaren Gründen für die stärkere Korrektur: Die hohe Inflation sorgt für eine Straffung der Geldpolitik rund um den Globus. Steigende Anleiherenditen und fallende -kurse sind die Folge. Das wirkt sich auch auf die Bewertung von Aktien aus. Der verzweifelte Versuch der chinesischen Regierung, eine Null-Covid-Politik durchzusetzen, lastet zudem nicht nur auf dem chinesischen Wirtschaftswachstum, sondern gefährdet auch die globalen Lieferketten. Nicht zu vergessen der Krieg in der Ukraine – er dauert nun schon drei Monate. Vor allem im Zuge der damit verbundenen Wirtschaftssanktionen, die ständig nachgebessert werden, verschärft sich die Inflation insbesondere wegen der steigenden Energiepreise.
Bei diesen Risiken scheint es schwierig, Argumente zu finden, warum Anleger überhaupt in Aktien investieren oder investiert bleiben sollten. Dabei ist der wahrscheinlich gewichtigste Risikofaktor für die Kapitalmärkte auch ein handfestes Risiko für das eigene Vermögen: Die hohe Inflation. Wer die Kaufkraft seines Vermögens erhalten möchte, braucht erstklassige, liquide Sachwerte – allen voran Aktien guter Unternehmen. Auch wenn wir die kurzfristige Kursentwicklung nicht vorhersagen können, gibt es einen weiteren ganz entscheidenden Unterschied zur Jahrtausendwende, einen Unterschied zwischen den Technologie-Unternehmen von damals und heute: die Qualität.
Wir meinen die fundamentale Qualität der Unternehmen, deren Bewertungen zwar unter Druck geraten können, deren Gewinne aber unseres Erachtens langfristig steigen dürften. Und das ist keine Herangehensweise wie im Jahr 2000, als viele Privatanleger von einem schnellen Reichtum mit Technologie-Aktien träumten.
Daher sind wir auch nicht allzu pessimistisch, denn anders als vor der Jahrtausendwende wurde der Aktienmarkt in den vergangenen Jahren in der Breite nicht im Zuge einer Euphorie auf ungesunde Bewertungsniveaus getrieben. In diesem Wissen kann man sich auf die Qualität von Investments konzentrieren: Unternehmen mit einem tragfähigen Geschäftsmodell und mit einem guten Management, das sich den Herausforderungen unserer Zeit anpassen kann, werden langfristig wachsen. Diese Unternehmen gibt es auch, aber keineswegs exklusiv, im Technologiesektor.
Wahrscheinlich werden auch die kommenden Wochen volatil bleiben. Aber in Zeiten historischer Inflationsraten gilt einer unserer Leitsätze wahrscheinlich noch mehr als in der jüngeren Vergangenheit: Temporäre Preisschwankungen sind der Preis für den langfristigen, realen Kapitalerhalt.
Herzlichst, Ihr Stansch-Team