Der Welt-Aktien-Index MSCI World gehört zu den wichtigen Leitindizes, auf denen viele ETFs basieren. Doch er hat Klumpenrisiken – die Aktien von US-Unternehmen dominieren den Index MSCI World.
Tatsächlich zählt der Welt-Aktien-Index zu den beliebtesten Indizes für ETFs. Nach Berechnungen des Portals justetf.com stecken mehr als 86 Milliarden Dollar an Anlegergeldern in Indexfonds, die die Entwicklung des MSCI World nachzeichnen. Doch auch der MSCI World ist in die Kritik geraten, weil er mit einem Welt-Portfolio nur sehr wenig zu tun hat.
US-Aktien haben im MSCI World einen Anteil von 65 Prozent. So groß war der US-Anteil am Welt-Index seit 40 Jahren nicht. Noch bedeutsamer ist das Klumpenrisiko, wenn man sich die größten Unternehmen im Index ansieht. Hier dominieren die großen US-Technologie- und Internetunternehmen: Apple, Microsoft, die Google-Mutter Alphabet, Facebook, Amazon, der Halbleiterhersteller Nvidia und der Elektroautopionier Tesla, der ebenfalls zu den Tech-Werten zählt. Sie haben zusammen ein Indexgewicht von knapp 18 Prozent.
Das liegt daran, dass sich die Gewichte in Aktienindizes wie dem MSCI, aber auch dem Dax, danach richten, welche Aktien den größten Börsenwert haben. Und je mehr die Kurse steigen, desto mehr erhöht sich der Börsenwert. Das hat schon oft dazu geführt, dass der MSCI Schlagseite hatte und „mit Vollgas in Spekulationsblasen“ lief.
Ende 1989 hatten zum Beispiel japanische Aktien in der Spitze ein Gewicht von 40 Prozent. Als die Blase am japanischen Aktienmarkt platzte, stürzte auch der MSCI dramatisch ab. In der Zeit nach 2000, als die weltweite Blase bei den Internetaktien platzte, wiederholte sich das Spiel, und die Anleger im MSCI World mussten bis zum Jahr 2006 warten, bis die alten Indexstände wieder erreicht waren – bevor die Kurse dann in den Jahren 2008 und 2009 im Zuge der Finanzkrise erneut einbrachen.
Hat sich jetzt mit dem Übergewicht der großen Technologieaktien im MSCI World wieder eine Spekulationsblase gebildet? Davon kann noch keine Rede sein. Die Aktienkurse von Dickschiffen wie Alphabet, Micorsoft, Facebook und Amazon sind zwar massiv gestiegen, aber es deuten sich aktuell noch keine „Blasen“ an.
Ob eine Aktie teuer oder günstig bewertet ist, machen Analysten daran fest, wie der Aktienkurs im Verhältnis zu Kennziffern wie dem Gewinn oder dem Cashflow – also dem Geld, was nach Abzug aller Ausgaben und Investitionen übrig bleibt – dasteht. Wichtig sind dabei zum Beispiel auch das Gewinnwachstum und die Dividendenrendite. Gemessen daran sind die Bewertungen der Aktien zwar gestiegen, doch verdienen die Unternehmen auch sehr viel.
Die großen Tech-Konzerne stehen wegen ihres großen Einflusses unter verschärfter Beobachtung und sollen stärker reguliert werden. Das könnte die Kurse und mit ihnen den MSCI World zumindest zwischenzeitlich deutlich unter Druck bringen.
Verschärfen könnte die Problematik auch der weiterhin starke Zustrom durch passive Anlagen wie ETF’s, die das Ungleichgewicht weiterhin unterstützen und nicht, wie aktive Fondsmanager, auch andere Bewertungskriterien heranziehen.
Ihnen ein schönes Wochenende
Ihr Stansch-Team