Mittlerweile ist es allen Deutschen bekannt: Auf Spar- und Girokonten gibt es durch die weltweite Nullzinspolitik keine Zinsen mehr – teilweise verlangen Banken sogar Strafzinsen. Auch Kleinsparer sind auf die Kapitalmärkte angewiesen, wenn sie ihr Geld vermehren und fürs Alter vorsorgen wollen.
Wenn es ein ganzes Land betrifft, muss die Politik für transparente Rahmenbedingungen sorgen und auch versuchen, die private Vorsorge steuerlich zu entlasten. Doch die Bedingungen für Aktionäre werden in Deutschland immer schlechter. Während andere Länder Geldanlagen durch niedrige Steuern und hohe Freibeträge schmackhaft machen, werden Aktionäre in Deutschland von der Politik seit Jahren schlechter gestellt.
Ein Beispiel: Der „Sparerfreibetrag“ – also die Höhe der Gewinne, Dividenden und Zinsen, die Anleger steuerfrei erhalten – beträgt in Deutschland seit 2009 nur noch 801 Euro! In den Jahren davor wurde er immer weiter abgesenkt. Bis 2006 lag der Freibetrag bei 1370 Euro, drei Jahre davor sogar noch bei 1550 Euro. Goldene Zeiten für Anleger waren die Jahre 1993 bis 1999: Kursgewinne und Kapitalerträge waren in diesen sechs Jahren erst ab einer Höhe von 6000 DM steuerpflichtig – umgerechnet sind das 3068 Euro. Nicht einmal an die allgemeine Teuerung {sog. Inflation} wurde der Freibetrag seit 2009 angepasst. Und die betrug seitdem immerhin gut 17 % …
Sobald Anleger innerhalb eines Jahres mehr als 801 Euro an Gewinnen erzielen, greift die Abgeltungssteuer. Die beträgt in Deutschland 25 % und ist damit so hoch wie in kaum einem anderen Land in Europa! In Frankreich etwa müssen Anleger nur 12,8 % ihrer Gewinne abgeben, in Kroatien 12 und in Griechenland 15. In Litauen, Lettland und Luxemburg liegt die Abgeltungssteuer bei 20 %. Obendrauf kommt für alle Anleger weiterhin der Solidaritätszuschlag {kurz: Soli}. Der aufmerksame Leser wird jetzt stutzen – wurde der Soli nicht seit Beginn des Jahres für viele Arbeitnehmer abgeschafft. Zu lesen war, dass z.B. Alleinstehende ihn nur zahlen müssen, wenn sie mehr 109.000 Euro im Jahr verdienen. Für Anleger hingegen bleibt der Solidaritätszuschlag: Sie müssen auf die Abgeltungssteuer weitere 5,5 % Soli zahlen – unabhängig vom Jahreseinkommen. Am Ende steht also eine Steuerlast von 26,37 % auf alle Zinsen, Dividenden und Gewinne ab 801 Euro. Für alle, die in der Kirche sind, kommt auch noch Kirchensteuer hinzu. Mit dieser Steuer haben wir also jetzt schon einen Spitzenplatz in der Welt. Aber über eine Senkung der Steuer oder eine Erhöhung der Freibeträge denkt keiner nach. Ganz im Gegenteil: Finanzminister Olaf Scholz versuchte im vergangenen Jahr eine EU-weite Aktiensteuer einzuführen. Die Idee der sogenannten „Finanztransaktionssteuer“: Wer Aktien kauft, soll 0,2 % des Kaufwertes ans Finanzamt zahlen. Glücklicherweise konnte sich Scholz bislang nicht durchsetzen. Es zeigt aber, dass selbst auf diesem hohen Niveau noch versucht wird, die letzten %e auszuquetschen.
Gute Ansätze werden nicht gehört
Der Deutsche Fondsverband BVI fordert, den Sparerfreibetrag im ersten Schritt auf 1000 Euro zu erhöhen. Zudem muss er an die künftige Inflation und Lohnentwicklung gekoppelt werden und Sparer sollten nicht in Anspruch genommene Freibeträge Jahr für Jahr mitnehmen und ansammeln können. Heißt: Wer in diesem Jahr seinen Freibetrag {801 Euro} überhaupt nicht nutzt, soll im nächsten Jahr Gewinne und Dividenden bis 1602 Euro steuerfrei einstreichen können.
Es bleibt spannend, welche Regierung wir nach der Wahl im September sehen werden. Das Beispiel Scholz zeigt allerdings jetzt schon, dass in einigen politischen Konstellationen bei diesem Thema keine Besserung in Sicht ist. Und gerade hier könnte der Staat etwas tun – zumal er über die gesetzliche Rentenversicherung seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen wird.
Herzlichst, Ihr Stansch-Team