Sparsam durch die Pandemie

Nahezu jeden Monat hören wir Meldungen aus der Politik, dass neue Schulden zur Bekämpfung der Corona-Krise aufgenommen werden. Ziel dieser Maßnahmen ist, dass das geschaffene Geld in die Wirtschaft fließt und damit diese stützt. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass die Menschen in Deutschland eher sparsamer geworden sind.

Und die neuen Zahlen zu diesem Thema zeichnen ein eindeutiges Bild: Die geldpolitischen Impulse bleiben zu einem erheblichen Teil im Portemonnaie der Menschen hängen. Während der Staat versucht, mit schuldenfinanzierten Maßnahmen auf die Corona-Krise zu reagieren, ist die Antwort der deutschen Privathaushalte deutlich: Es wird gespart. Im zweiten Quartal erreichte die Sparquote einen Rekordwert von gut 20 %. In absoluten Zahlen entspricht diese Ersparnisbildung etwa 100 Milliarden Euro – und das allein im zweiten Quartal 2020!

 

 

Aber warum ist das so?

Für diese außergewöhnliche Ersparnisbildung privater Haushalte, die sich in der Tendenz auch im gesamten Euro-Raum beobachten lässt, gibt es zwei mögliche Gründe. Zum Einen war es während des Lockdowns im März und darüber hinaus gar nicht möglich, bestimmte Ausgaben zu tätigen. In diese Kategorie fällt auch der freiwillige Verzicht, zum Beispiel auf Reisen oder Restaurantbesuche. Zum Anderen verursachte die Pandemie bei vielen Menschen Unsicherheiten in Bezug auf ihre zukünftige wirtschaftliche Lage.

 

Nur : wo bleibt das ganze Geld?

Auch wenn wir einen Anstieg bei Direktinvestments in Aktien und Fonds beobachten konnten, bleibt das meiste Geld der privaten Haushalte auf dem Konto. Etwa 77 % des liquiden Vermögens liegen  nach wie vor als Bargeld und Termineinlage auf dem Konto oder sind in Versicherungsverträgen investiert! Der Anstieg bei den Aktieninvestments lässt sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass die Geldflut sprichwörtlich alle Boote hebt. Bargeld und Sichteinlagen bleiben aber die Favoriten in der Krise. Die entscheidende Frage lautet, wann und vor allem wie der Geldüberhang abgebaut wird. Der neuerliche Lockdown wird sich wieder auf das Sparverhalten auswirken und den Unterschied zwischen dem Sparen der privaten Haushalte und dem Entsparen des Staates erneut vergrößern.

John Maynard Keynes, einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts hatte bereits in der Weltwirtschaftskrise 1935 folgende Theorie aufgestellt:

Wenn die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt schwächeln, reicht es nicht aus, die Zinsen auf null zu senken. Dann muss der Staat Schulden machen und Geld ausgeben. Wir werden uns in der Pandemie und auch bei zukünftigen Ereignissen an ein neues Bild der Staatsfinanzierung gewöhnen müssen: Der Staat nimmt Schulden auf und die Notenbanken übernehmen diese Schulden. Die Notenbanken und ihre Geldpolitik werden zum verlängerten Arm des Staates. Ein sparsamer Staat ist nicht mehr zwangsläufig nötig, da er sich über seine Zentralbank und die Schaffung von neuem Geld direkt finanzieren kann. Und wenn die Bürger das Geld nicht ausgeben, wird diese Aufgabe zukünftig auch noch vom Staat übernommen.

 

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

 

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