Am 3. November 2020 wird in den USA gewählt. Joe Biden, der Herausforderer, scheint sich einen Vorsprung herausgearbeitet zu haben. Gewonnen hat er aber noch lange nicht – man erinnere sich an 2016, als Donald Trump überraschend am Ende das Rennen gemacht hat. Die Frage, die wir uns heute stellen: Trump oder Biden – welcher Ausgang ist für Europa und den Kapitalmärkte besser? Joe Biden vertritt – nicht zuletzt, um den wichtigen linken Flügel der demokratischen Partei einzubinden – eine sehr ausgeprägte sozialdemokratische Wirtschaftspolitik, die unter anderem auf eine Erhöhung der Unternehmenssteuern von 21 auf 28 Prozent setzt. Dagegen kommt die Politik von Donald Trump eher wirtschaftsfreundlich daher und suggeriert sogar steuerliche Erleichterungen. Trumps Stil, komplexe Systeme wie die Wirtschaft oder die internationalen Beziehungen durch Befehle und Anordnungen lenken zu wollen, ist das genaue Gegenteil von seinem Herausforderer.
China : in einer Sache vereint
Bezüglich China wollen sowohl der Demokrat Biden als auch der Republikaner Trump den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas zur neuen globalen Supermacht verhindern. Dieser geopolitische Konflikt zwischen China und den USA zeigte sich auch immer wieder an den europäischen Börsen. Bei Annährungen der beiden Länder stieg der DAX, wenn Trump neue Strafzölle erhob, gab es einen Rücksetzer. Man sieht, dass Deutschland und Europa sich bei dieser Frage nicht abkoppeln können. In ihrem derzeitigen ökonomischen und politischen Zustand können Europa und die EU diesen Konflikt jedoch allein – also als ernstzunehmender Globalplayer oder als dritte globale Kraft –nicht nennenswert beeinflussen. China ist diese Tatsache durchaus bewusst und es bringt Europa {bzw. einzelne europäische Länder} in eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Für eine unserer Kernindustrien, die Autobranche, ist der Handel mit China überlebenswichtig. Hier hat keiner Interesse an Handelsbarrieren.
Aber auch die USA werden alleine den ökonomischen und militärischen Aufstieg Chinas nicht in Bahnen drücken können. Und genau hier kommt es zu einem Unterschied bei Biden und Trump. Denn Donald Trump ist der Überzeugung, er und die USA könnten China alleine aufhalten. Joe Biden scheint in dieser Frage durchaus realistischer vorzugehen, was man auch seiner Aussage entnehmen kann, nach einem Wahlsieg die Beziehungen zu den westlichen Partnern und die Kooperation in internationalen Organisation verbessern zu wollen.
Aus heutiger Sicht scheint es, dass die Börsen eine Wiederwahl von Trump aus wirtschaftspolitischer Sicht bevorzugen würden. Sollte ihm zeitgleich ein harmonischeres Miteinander mit China gelingen, würden das die weltweiten Kapitalmärkte positiv aufnehmen. Die Chancen für Biden steigen, wenn Trump keine Treffer landet. Er wird die kommenden 4 Monate nutzen, um in einigen Bereichen einen „Lucky Punch“ zu landen. Wie ein Boxer, der irgendwie versucht, sein Schicksal nicht in die Hände der Punktrichter zu legen {oder in diesem Beispiel die Wahlmänner in den USA}, sondern den Kampf durch K.O. zu beenden. Sollte er das nicht schaffen, könnte Biden im November in einer guten Position sein – auch wenn bei seiner Wahl kurzfristig mehr Irritationen an den Kapitalmärkten auftreten werden.
Ein schönes Wochenende
Ihr Stansch-Team