Schlechte Stimmung an den Börsen? Nutzen Sie sie!

Weltweit steigen die Konjunktursorgen. Krisensignale, wie z.B. die inverse Zinskurve*, gibt es momentan einige. Doch die Risiken sind bereits eingepreist. Erst wenn die Euphorie steigt, sollte man über Aktienverkäufe nachdenken – in diesem Umfeld bieten sich gute Einstiegschancen.

Die Investoren-Legende Warren Buffett sagte: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Rückblickend hat ihn das zu einem der reichsten Menschen auf diesem Planeten gemacht. Je ängstlicher die privaten Anleger werden, desto optimistischer werden die Profis. Daher ist momentan eine gute Zeit für globale Aktien.

 

Die Denkweise muss angepasst werden

Trotz des neuen Höhenfluges der Aktien in diesem Sommer sind die Anleger alles andere als positiv für die Zukunft gestimmt. Im Kopf ist verankert, dass nach längeren Aufschwungphasen unweigerlich stärkere Korrekturen folgen müssen. Die Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung {ZEW} zu den Erwartungen an den DAX erreichte ein 28-Jahres-Tief. Und die Stimmungslage in Europa insgesamt ist kaum rosiger: US-Investoren ziehen Gelder aus Aktienfonds ab. Viele sind durch den Brexit, Handel und Politik beunruhigt. Die Schlagzeilen vergrößern diesen Pessimismus noch.

Wir empfehlen, die Angst zu Ihrem Freund zu machen. Denn Märkte preisen bekannte Informationen vorab ein. Wenn die Schlagzeilen vor der schwachen Produktion in Deutschland, der angeblich schleppenden Wirtschaft in Europa oder dem Brexit warnen, bedenken Sie, dass die Aktienkurse das bereits widerspiegeln. Alles, was weniger schlimm ist als das bereits Eingepreiste, sorgt für Erleichterung und ist positiv. Denken Sie an die Geburt des globalen Bullenmarktes im März 2009. Die Fachleute fürchteten eine weltweite Depression im Stil der 1930er-Jahre. Die Krise 2007 bis 2009 war zwar schlimm, aber nicht so schlimm, wie allgemein befürchtet. Die weltweiten Aktienmärkte kletterten 2009 um 25,9 Prozent, während das globale BIP um 1,7 Prozent zurückging.

Schauen wir ins hier und jetzt: Fundamental betrachtet ist heute nichts wie damals, aber die Furcht der Anleger ist gleichermaßen eingepreist. Die deutschen und europäischen Produktionsbetriebe mögen schwächeln, aber den Dienstleistern geht es gut. Rezessionssorgen sind unbegründet. Das Gleiche gilt für den Brexit. Alles bereits eingepreist. Und auch die Eskapaden von Donald Trump werden ihren Einfluss auf die Märkte zunehmend verlieren. Die jüngsten negativen Twitter-Nachrichten vom US-Präsidenten waren nach nur 24 Stunden bereits wieder vergessen. Und auch die oben genannte inverse Zinskurve in den USA ist zwar da, aber kommt auch nicht aus heiterem Himmel – bereits seit einigen Monaten bewegen wir uns an der Schwelle und nun wurde sie kurzfristig unterschritten.

 

Wann ist der Aufschwung zu Ende?

Positive Marktzyklen können auf zwei Weisen enden:

Wenn die Euphorie weitere Überraschungen unerreichbar macht. Oder durch einen Keulenschlag – einen immensen, negativen Schock.

Übrigens: Die meisten Bullenmärkte endeten in Euphorie. Und die ist momentan in weiter Ferne. Auf dem Gipfel der Euphorie strotzen die Umfragen vor Optimismus, Geldflüsse füllen die Fonds, und Anleger spotten über die, die sich diesen Aufschwung entgehen lassen. Die Angst vor verpassten Gewinnen ist dann größer, als die vor dem Verlustrisiko.

Bevor Sie sich also von den verbreiteten Ängsten verunsichern lassen, überlegen Sie, was das über die Stimmung aussagt. Wenn die Leute begeistert Aktien besitzen, dann erst denken sie über ihren Ausstieg nach. Heute ist das Gegenteil der Fall. Deren Ängste sind Ihr Glück. Und bitte vergessen Sie bei Ihren Überlegungen nie, dass es keine Zinsen mehr gibt und dadurch die Alternativen zu Aktien faktisch nicht mehr vorhanden sind.

 

Ein schönes Wochenende wünscht Ihr Stansch-Team

 

*Erläuterung

Inverse Zinsstrukturkurve

Staaten beschaffen sich Kapital, indem sie Anleihen herausgeben. Diese habe verschiedene Laufzeiten. Wenn Sie dem Staat für 10 Jahre Geld leihen, erwarten Sie in der Regel einen höheren Zins als für einen kurzfristigen Kredit. Bei der Hausfinanzierung kennt man das auch: Bei 5 Jahren Zinsbindung sind die Konditionen besser, als bei 10jährigen Laufzeit. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien fiel in dieser Woche die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren unter die Rendite von Anleihen mit zweijährigen Laufzeit. Dieser Zinsabstand wird von vielen Fachleuten als Indiz für eine wirtschaftliche Schrumpfung angesehen und inverse Zinsstrukturkurve genannt.

 

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