Grün ist nicht immer nachhaltig

Die Europäische Union ist ein Reformmonster. Kein Monat vergeht, in dem nicht neue Ideen in rechtliche Vorgaben gepackt werden. Bei der Geldanlange sollen die Bürger in Zukunft Umwelt- und Sozialstandards beachten. Doch niemand weiß, wie sich „Nachhaltigkeit“ überzeugend messen lässt.

Die Geldanlage soll „nachhaltiger“ werden. Zumindest möchten das die Politiker in Brüssel. Sie planen für nächstes Jahr einen EU-Aktionsplan „zur nachhaltigen Neuausrichtung des Finanzmarktes“. Das Thema scheint dringlich, hat aber einen Haken: Niemand weiß, was genau sich hinter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ verbirgt und wie diese sich messen lässt.

Der Leitbegriff in der EU heißt „ESG“ und steht für „Environmental, Social und Governance“ – für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Fragt man die Öffentlichkeit, so verbindet ein Großteil der Menschen das Wort „nachhaltig“ vor allem mit „grün“. Oder besser gesagt mit ökologisch wertvoll. Einige nennen auch noch ethische Grundsätze. Im Kern läuft das Thema Nachhaltigkeit auf ein „gutes Gewissen“ hinaus. Das Thema ist jedoch viel komplexer, als viele Verfechter uns weismachen wollen.

 

Nachhaltig investieren – das gab es doch schonmal …

Vor nicht all zu langer Zeit, war es ein Trend, in Solarkonzerne zu investieren. Heute weiß man, dass diese Anlagen zwar irgendwie „grün“ waren, aber bei weitem nicht nachhaltig. Zumindest nicht für die Aktionäre und Mitarbeiter – denn von den vielen hochgelobten Zukunftsunternehmen gibt es 2019 fast keine mehr.

Damals wie heute versucht die Politik, Komplexität zu reduzieren, indem sie die Definition an Ratingagenturen delegiert. Sie sollen den potentiellen Investoren erklären, welche Anlagen nachhaltig sind und welche nicht. Was bei einem einzelnen Windrad noch möglich ist, erscheint bei einem international tätigen Konzern geradezu größenwahnsinnig. Am Ende steht dann ein „Nachhaltigkeits-Urteil“, von dem selbst die Rating-Agenturen – zum Selbstschutz – sagen, dass es kaum ausreichend sein kann für eine seriöse Anlageentscheidung. Auf einer Liste von Emittenten „grüner“ Anleihen tauchen in der Praxis dann Frankreich, ein großer europäischer Flughafen und ein bekannter Atomstrom-Erzeuger auf. Allesamt Anleiheschuldner, die man nicht unbedingt in der Reihe besonders nachhaltiger Firmen vermuten würde.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nachhaltigkeit ist ein bedeutsames Thema – aber nicht allein im Sinne von „grün“, wie es in der Öffentlichkeit meist dargestellt wird. Sondern im Sinne von dauerhaft, beständig und zukunftsfähig. Wir glauben nicht, dass eine Kommission bei dieser Vielfältigkeit eine Norm für alle Unternehmen und Anlagen schaffen kann. Genauso halten wir es für unwahrscheinlich, dass es unsere Firma heute noch geben würde, wenn wir nicht immer nachhaltig beraten und gewirtschaftet hätten.

 

Ein schönes Wochenende wünscht : Ihr Stansch-Team

 

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