Die Aktienmärkte sind zuletzt deutlich unter Druck geraten. Die Sorgen, der Kursrücksetzer könnte nur Vorbote eines Crashs sein, wachsen. Krisenherde gibt es genug – aber wie gefährlich sind diese?
Bedeutsam ist sicherlich der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Der Tonfall wird harscher. Eine Eskalation hätte sicherlich deutlich negative Folgen für die Weltwirtschaft und damit die Aktienmärkte. Protektionismus kennt nur Verlierer, eine globale Rezession wäre die Folge. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es in näherer Zukunft soweit kommen wird. Der mediale Ton ist rauer als die konkreten Maßnahmen – gemessen an deren volkswirtschaftlicher Bedeutung – in Wahrheit sind.
Die US-Konjunktur würde noch höhere Zinsen rechtfertigen
Dass die gestiegenen Zinsen in den USA perspektivisch zu einem Problem für die US-Wirtschaft werden könnten, sehen wir derzeit nicht. Gemessen am Zustand der US-Volkswirtschaft und deren Wachstumsdynamik ist das Zinsniveau in den USA – historisch betrachtet – noch immer auf sehr niedrigem Stand. Wir gehen davon aus, dass der langfristige Zins zwar kurzfristig noch zulegen kann – dass es mittel- bzw. langfristig deutlich über das aktuelle Niveau hinausgeht, ist eher unwahrscheinlich.
Ist China der Auslöser?
Findet der Crash möglicherweise seinen Anfang in den Schwellenländern, ausgelöst durch eine Kapitalflucht in die USA? Danach sieht es derzeit unseres Erachtens nicht aus. Wobei wir differenzieren müssen – zwischen den Schwellenländern und China. China ist in den vergangenen Jahren zu einem gewaltigen Einflussfaktor für die Weltkonjunktur geworden. Wenn China kränkelt, spürt das heute die ganze Welt.
Pekings Problem: steigende Schulden
Pekings Probleme sind aber nicht der Zinsanstieg in den USA und eine mögliche Kapitalflucht. Pekings Probleme sind der deutliche Anstieg der Verschuldung in den vergangenen Jahren und der noch immer überdimensionierte Schattenbanksektor. Zudem lässt die Wachstumsdynamik der chinesischen Wirtschaft nach. Taugen die Probleme Chinas als Crashauslöser? Unseres Erachtens nein, zumindest nicht in naher Zukunft. China hat genügend Reserven, um im Zweifel gegenzusteuern.
Die Schwellenländer stehen heute besser da
Anders die Türkei, Venezuela, Pakistan und Argentinien. Diese Staaten dominieren derzeit die Schlagzeilen – und nehmen damit andere Schwellenländer in Sippenhaft. Beides jedoch sind einzelne Fälle und für sich genommen nicht bedeutsam genug für die Weltwirtschaft. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Schwellenländer heute ökonomisch sehr viel robuster dasteht als beispielsweise 1997, kurz vor der Asienkrise. Ihre Auslandsverschuldung (in US-Dollar) ist heute deutlich niedriger.
Italien ist der Elefant im Raum!
Die Eurozone ist und bleibt sicherlich ein gewichtiger Risikofaktor, Italien der Elefant im Raum. Dessen Haushaltspolitik rückt zunehmend in den Fokus der Investoren. Am Ende wird es die Europäische Zentralbank (EZB) richten, wobei wir nicht davon ausgehen, dass die Notenbanker den Politikern in Rom allzu schnell beispringen, sondern diese im Zweifel noch eine Weile zappeln lassen werden. Dass die EZB helfen wird, halten wir für sehr wahrscheinlich.
Stellen Sie ihr Vermögen robust auf
Wir sind keine Schönfärber, aber auch keine Untergangspropheten – Geldanlage ist für uns niemals eine Wette auf Rallye oder Crash. Ein Vermögen sollte unseres Erachtens stets so aufgestellt sein, dass es Krisen weitgehend unbeschadet übersteht, ohne dabei sämtliche Renditepotenziale zu opfern. Eine besondere Bedeutung hat die Qualität der einzelnen Anlagen. Wer auf die Qualität seiner Anlagen vertrauen kann und dabei einen langfristigen Anlagehorizont hat, sollte Turbulenzen nicht fürchten müssen. Er kann sie als das verstehen, was sie sind: Normalität.