In der zurückliegenden Woche ist politisch einiges entschieden worden, was auch eine hohe Relevanz für die Kapitalmärkte hat. Daher möchten wir die wichtigsten Themen in diesem Blog kurz zusammenfassen und auch deren Einfluss auf die Märkte durchleuchten.
Wenn am Donnerstagabend der Präsident der USA Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Europäischen Union verhängt, in Italien auf den letzten Metern noch eine eurokritische Regierung gebildet wird und eine Rating-Agentur dem größten deutschen Bankhaus die beste Bonität abspricht, muss man eigentlich davon ausgehen, dass die Aktienmärkte extrem negativ reagieren. Im ersten Schritt war dies auch zu beobachten und am Donnerstagabend korrigierten die Kurse – insbesondere bei der Deutschen Bank – stärker.
Hätte man am gestrigen Abend vorhergesagt, dass bereits heute die Aktienmärkte wieder steigen und die Rückgänge für günstige Einstiegskurse genutzt werden können – man wäre wahrscheinlich mit Kopfschütteln bedacht worden. Denn die genannten Ereignisse treiben einem eher die Sorgenfalten ins Gesicht als die Muße zu investieren. Dieses Marktverhalten konnten wir in den letzten Jahren häufig beobachten und es trifft auch unsere Erwartungen. Die temporären Schwankungen werden weiterhin heftig sein. Allerdings verfolgen die Rückgänge keinen nachhaltigen Trend sondern sind eher eine kurzfristige Korrektur.
Wir bleiben daher bei unserer Meinung, dass standardisierte Produkte, die gegebenenfalls durch einen Computer-Algorithmus Verkäufe vornehmen um vor größeren Verlusten zu schützen, in einem solchen Umfeld arge Probleme haben. Denn wie man sieht, wäre nicht der Verkauf, sondern ein Nachkauf die richtige Reaktion gewesen. Die von uns ausgewählten, aktiven Fondsmanager nutzen genau solche Situationen, um ihr Portfolio nach und nach weiter auszubauen. Wir sind davon überzeugt, dass man dies auch an Kursanstiegen gut gemanagter Fonds ablesen kann.
Nun möchten wir aber noch einmal detailliert auf die Ereignisse der letzten Tage und deren Auswirkungen auf die Märkte eingehen:
Strafzölle der USA auf Stahl- und Aluminiumimporte
Zunächst handelt es sich hier um einen großen Einschnitt der Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa. Die Europäische Union überlegt ihrerseits, Strafzölle gegen die USA zu verhängen. Allerdings ist sie in ihrem Korsett mit verschiedenen Einzelstaaten recht träge und könnte frühestens in gut 3 Wochen die Strafzölle der USA mit Gegenmaßnahmen erwidern.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass diese Zölle auch eine Schädigung der Wirtschaft mit sich bringen. Dies wird sich gerade im Eisen- und Stahlhandel bemerkbar machen. Allerdings können wir die Aluminium- und Stahl-Strafzölle auch verkraften, da sie nur einen geringen Umfang unserer Exporte ausmachen. Das Ifo-Institut schätzt den Verlust durch die Zölle auf ca. 40 Millionen Euro. Um dies einmal in ein Verhältnis zu setzen: Wenn die USA Strafzölle auf deutsche Autos verhängen würden, stände hier ein Verlust von knapp 5 Milliarden Euro rechnerisch im Raum.
Dementsprechend ist auch die Reaktion der Märkte nachvollziehbar, die dieses Szenario bereits eingepreist hatten und es daher relativ gelassen hingenommen haben. Natürlich müssen wir den aufkommenden Handelskrieg zwischen den Nationen genauer beobachten und weitere Maßnahmen abwarten. Gerade für Deutschland, wo mehr als 30% aller Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Export abhängen, wäre ein Handelskrieg ein stärkerer Einschnitt.
Regierungsbildung in Italien
Brisanter wird es aktuell schon bei der Regierungsbildung in Italien. Die Populisten und Rechten haben sich zu einer Gruppierung zusammengeschlossen, die unter Giuseppe Conte geführt werden soll. Im italienischen Kabinett wird es eine Vielzahl von Euro-Kritikern geben und dadurch werden die Sorgen wieder aufkommen, dass Italien mit einer eigenen Währung versuchen will, wieder solide auf die Beine zu kommen.
In der Tat ist es so, dass ein Austritt Italiens aus dem Euro aus unserer Sicht einen extremen Effekt hätte und auch andere südeuropäische Länder animieren würde, den Währungsraum zu verlassen. Gegebenenfalls wird das Thema Nord/Süd-Euro wieder als Idee in den Medien aufkommen.
Auch wir glauben, dass ein etwas stärkerer Euro für die wirtschaftlich solideren Länder und ein schwächerer Euro für den Süden Europas eine gute Lösung sein könnte. Aus der Vergangenheit lässt sich beobachten, dass auch in der Gesellschaft ein stärkeres Umdenken stattfindet, wenn diese mit den Fakten konfrontiert wird, was ein Euro-Austritt bedeuten würde. Wir glauben daher, dass man die Entwicklung in Italien zwar stark beobachten muss und sie auch den Euro etwas schwächen wird. Von einem kurzfristigen Austritt Italiens aus der Eurozone gehen wir allerdings nicht aus.
Abstufung Deutsche Bank durch die Rating-Agentur Standard & Poors
Hierzu ist eigentlich nicht mehr viel zu sagen, da die Entwicklungen in den letzten Monaten beim größten deutschen Bankhaus eine solche Entscheidung einer Rating-Agentur quasi provoziert haben. Der Kursverlauf am heutigen Freitag zeigt auch, dass es für viele nicht die größte Überraschung des Jahres war. Wir bleiben weiterhin sehr skeptisch bei Finanztiteln und empfehlen auch unseren Kunden, dort nicht einzusteigen. Die Deutsche Bank hat allerdings eine sehr hohe Relevanz für den europäischen Markt und ist daher kein Kandidat, der gänzlich von der Bildfläche verschwinden wird. Sollte das Unternehmen einmal in Schieflage geraten, werden die Europäische Union und die Zentralbank Mittel und Wege finden, das größte deutsche Bankhaus zu stützen.
Fazit: Auch eine Häufung von schlechten Nachrichten lässt die Märkte nicht nachhaltig und langfristig nach unten korrigieren und sorgt nur kurzfristig für Sorgenfalten. Wir sind daher weiterhin der Überzeugung, dass mit einem opportunistischen Depot, das neben einem großen Anteil an Aktien auch Liquidität für die sich kurzfristig ergebenden Chancen und Gold als Absicherung gegen ein Worst-Case-Szenario hält, die besten Aussichten bestehen, langfristig gute und solide Renditen zu erwirtschaften.
Wir wünschen Ihnen ein entspanntes Wochenende.
Beste Grüße aus Bückeburg
Ihr Stansch-Team