Deutsche Staatsanleihen : Umlaufrendite erstmals bei Null

Bundesanleihen gelten als sicher und werden in einem unsicheren Marktumfeld stark nachgefragt. Anleger erhalten nun erstmals aber auch für diese Anlagen im Durchschnitt keine positive Rendite mehr.

Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen ist in dieser Woche auf null Prozent gefallen. Damit erhalten Anleger, die in deutsche Anleihen investieren, im Schnitt keine Zinsen mehr.

Die Rendite gibt im Gegensatz zur Nominalverzinsung die tatsächliche jährliche Verzinsung an, da aktuelle Marktkurse berücksichtigt werden. In die sogenannte Umlaufrendite gehen Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit ein. Die Umlaufrendite wird täglich von der Bundesbank ermittelt.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kann sich über die günstige Möglichkeit zur Kreditaufnahme freuen. Anleihen von bis zu neun Jahren Laufzeit werden mit negativen Zinsen gehandelt. Anleger müssen also eine Art Gebühr für das Halten der Papiere zahlen. Erst ab Laufzeiten von zehn Jahren müssen derzeit {noch} Zinsen gezahlt werden. Deutschland kann also – de facto – neue Kredite weitestgehend zum Nulltarif aufnehmen.

Was bedeutet das für unser Land und für die Bürger?

Während das Bundesfinanzministerium 2008 noch durchschnittlich 4,1% an Zinsen zahlen musste, werden die Zinsausgaben in den kommenden Jahren zunehmend geringer. So gibt es bereits erste Schätzungen, die für 2025 einen durchschnittlichen Zinskupon von 0,7% prognostizieren. Selbst wenn die Schuldenberge der Staaten in den kommenden Jahren weiter wachsen werden {Annahme 1% p.a.}, entsteht durch die Niedrigzinsen eine enorme Zinsersparnis. So würde Herr Schäuble, sofern er im Jahr 2025 noch das Finanzministerium leitet, ca. 86 Milliarden Euro im Vergleich zu dem Niveau von 2008 einsparen.

Inwieweit der Bürger von den Ersparnissen einen positiven Effekt erwarten darf, bleibt erstmal dahingestellt. Für den Anleger, der sein Geld aus Sicherheitsgründen in Staatsanleihen investiert, ist es aber bereits heute ein riesiges Problem und eine völlig verkehrte Welt: Der Schuldner verdient und der Gläubiger zahlt.

Mal schauen, ob dies den durchschnittlichen Anleger in Deutschland abschreckt und zum Umdenken bewegt. Wahrscheinlich nimmt er aber auch diese Tatsache zur Kenntnis und bleibt seinem bekannten Anlageverhalten treu {s.a. Blogeintrag vom 01.04.2016 : Die Deutschen bleiben stur}. Wir empfehlen unseren Kunden schon lange keine Staatsanleihen mehr – und das wird vermutlich auch erstmal noch einige Jahre so bleiben.

Herzlichst, Ihr Stansch-Team

 

Das könnte Sie auch interessieren

Aus zwei wird eins.

Wir haben eine Veränderung innerhalb der Stansch Unternehmensgruppe beschlossen, die wir Ihnen an dieser Stelle...

Fragen und Antworten zu den US-Importzöllen

Seit diesem Monat gelten für viele Handelspartner der USA neue und teilweise deutlich höhere Importzölle....

Fed hält an Zinspause fest – trotz politischem Druck und interner Differenzen

Trotz anhaltenden Drucks aus dem Weißen Haus und abweichender Stimmen innerhalb der eigenen Reihen bleibt...

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie wertvolle Informationen.

*Pflichtfeld