EZB : Der nächste „Showdown“

Am morgigen Donnerstag ist es wieder so weit: Die Europäische Zentralbank {kurz: EZB} gibt der Bevölkerung darüber Auskunft, wie die geldpolitischen Maßnahmen in Zukunft aussehen werden. Während die EZB in den vergangenen Sitzungen weitere Maßnahmen nur als Gedankenspiel durchdacht hatte, gehen viele Experten davon aus, dass jetzt konkrete Handlungen folgen. Als Anlass gilt die aktuell weiter gesunkene Inflationsrate {die neuesten Zahlen liegen seit Anfang dieser Woche vor}, die bereits bei den letzten Sitzungen intensiv diskutiert wurde.

 

Welche Maßnahmen die EZB ergreifen könnte, haben wir Ihnen nachfolgend einmal zusammengestellt:

Weiter abwarten
Grundsätzlich möglich – allerdings halten wir es in dieser Konstellation für unwahrscheinlich, dass die EZB zunächst gar nichts unternimmt.

 

Weitere Zinssenkung
Aufgrund der gesunkenen Inflationsrate ein wahrscheinliches Szenario. Vorstellbar wäre eine Reduzierung des Hauptrefinanzierungssatzes von zur Zeit 0,25% auf 0,15% oder 0,10%. Der Einlagenzins für Banken {quasi ein Tagesgeldkonto für Kreditinstitute} könnte sogar negativ ausfallen. Das hätte zur Folge, dass ein „Parken“ von überschüssigem Geld bei der EZB keine Zinserträge mehr einbringt und für die Banken nur noch Kosten verursachen würde.

 

Kauf von Staatsanleihen
Nach dem Vorbild in den USA, Japan oder auch Großbritannien, könnte die Zentralbank Staatsanleihen der europäischen Währungsgemeinschaft aufkaufen. Allerdings müssten sie dann über ein Viertel ihres Kapitals in deutsche Bundesanleihen investieren {interne Vorgaben der EZB beim Kauf von Staatsanleihen}. Da die massive Unterstützung aber eher in anderen Ländern von Nöten ist, scheint dieser Schritt aktuell weder wahrscheinlich noch sinnvoll.

 

ABS {Asset-Backed-Securities} Käufe
Wenn Banken Kredite vergeben, entsteht eine Forderung gegenüber dem Konsumenten. Bei einer Kreditvergabe muss – abhängig vom Risiko – Eigenkapital in der Bankbilanz hinterlegt werden. Wenn diese Forderungen anschließend gebündelt am Kapitalmarkt verkauft werden, spricht man von Asset-Backed-Securities. Da durch den Verkauf von Forderungen bei der Bank das hinterlegte Eigenkapital wieder freigegeben wird, schafft das neuen Spielraum bei der Kreditvergabe. So viel zur Theorie. In der Praxis gibt es seit 2008 keinen liquiden ABS-Markt, der die Käufe von der Zentralbank lange bedienen könnte. Folglich wäre der Effekt relativ gering, wenn die ABS-Papiere schon nach wenigen Monaten „ausverkauft“ wären.

 

Bad Bank
In diesem Fall würde die EZB selbst oder in Form einer zuvor noch schnell gegründeten „European Bad Bank“ Kredite direkt von den Bilanzen der Banken kaufen. Der Mechanismus wäre im Grunde zu vergleichen mit den ABS-Käufen – der große Vorteil ist allerdings, dass kein funktionierender ABS-Markt nötig ist. Neben Wachstum durch neue Kreditvergaben würde die Unterstützung auch zielgerichteter in den Peripherieländern ankommen und die Inflation würde ebenfalls langsam steigen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt für die Wirtschaft: Ein zunehmend schwächerer Euro.
Hört sich erst ‘mal nach der „optimalen“ Lösung an. Allerdings haben wir noch unsere Kanzlerin Angela Merkel im Ohr, die sich vehement gegen eine Schuldenunion im Euro-Raum stellt und somit die o.g. Bad Bank – nach ihren letzten Aussagen – nicht mittragen würde.

Natürlich kann die EZB auch noch einmal auf Maßnahmen zurückgreifen, die bereits in den letzten Jahren nur mäßigen Erfolg hatten. Eine Zinssenkung {in ganz kleinen Schritten} scheint uns in diesem Umfeld zunächst die einfachste Lösung zu sein, die wahrscheinlich auch die Mehrheit mittragen würde. Am Donnerstag werden wir mehr wissen.

 

Schöne Pfingsttage und viele Grüße

Marcel Springer

 

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